Fragen & Antworten
Was ist ein "Heiliges Jahr" eigentlich? Und was will der Papst damit erreichen? - Sechs Fragen und Antworten zum Heiligen Jahr
Was ist ein Heiliges Jahr?
Ein Heiliges Jahr ist eine Mischung aus Rom-Wallfahrt, kirchlichem Aktionsjahr und geistlichen Exerzitien. Es kann nur vom Papst ausgerufen werden. Im Mittelpunkt stehen traditionell Buße, Umkehr und spiritueller Neuanfang der Gläubigen. Zentrale Bedeutung hat das katholische Sakrament der Beichte. Feste Bestandteile sind neben der Rom-Wallfahrt die Heilige Pforte und die Gewährung eines vollständigen Ablasses.
Das erste Heilige Jahr wurde 1300 von Papst Bonifaz VIII. ausgerufen; zuletzt wurde eines im Jahr 2000 gefeiert. Seit rund 500 Jahren wird es im 25-Jahres-Rhythmus begangen. Hinzu kommen Außerordentliche Heilige Jahre, wie das nun von Franziskus ausgerufene Jahr der Barmherzigkeit. Regulär wäre ein Heiliges Jahr erst 2025 wieder an der Reihe gewesen.
Was will der Papst damit erreichen?
Franziskus hat das Thema «Barmherzigkeit» in den Mittelpunkt des Heiligen Jahres gestellt. Diese Eigenschaft Gottes bildet das theologische Leitmotiv seines Pontifikats. Das Heilige Jahr soll nach seinem Willen unser «gegenüber dem Drama der Armut oft abgestumpftes Gewissen wachrütteln». Sein Ziel sei es, «weiter ins Herz des Evangeliums zu führen, wo die Armen die Bevorzugten der göttlichen Barmherzigkeit sind».
Was ist diesmal anders als sonst?
Der Papst will, dass das Heilige Jahr nicht nur in Rom, sondern auch in den Ortskirchen begangen wird. In jedem Bistum soll es eine Heilige Pforte geben. Der Papst selbst eröffnete das Heilige Jahr bereits vorzeitig symbolisch während seiner jüngsten Afrika-Reise in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik.
Warum ist das Heilige Jahr die Mutter aller Jubiläen?
Die Bezeichnung «Heiliges Jahr» kam erst nachträglich auf. Sie entstand wohl, weil die päpstliche Initiative dazu dienen soll, die Gläubigen zu heiligen. Damit ist nicht ihre Heiligsprechung im offiziellen Sinne gemeint. Es geht darum, dass dieses Jahr Katholiken helfen soll, ein christlicheres Leben zu führen. Der ursprüngliche Begriff für das Heilige Jahr lautet «Jubiläum» oder biblisch «Jubeljahr». Hier hat das Wort im Deutschen seinen Ursprung. Im Laufe der Zeit bürgerte es sich auch für weltliche Anlässe wie Dienst-, Firmen- oder sonstige Jubiläen ein.
Was passiert im Heiligen Jahr?
Der Papst will in den kommenden knapp zwölf Monaten mit besonderen «Gesten der Barmherzigkeit» Zeichen setzen. Was dies genau sein wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Es wird damit gerechnet, dass er etwa eine Armenküche und ein Gefängnis besucht. Zudem gibt es bereits feststehende Programmpunkte wie ein Treffen mit Kranken und Behinderten, Jugendlichen und Ordensleuten. Der Vatikan prüft noch, ob auch Strafgefangene im Petersdom einen Gottesdienst mit dem Papst feiern könnten.
Werden zum Heiligen Jahr alle Sünden erlassen?
Das Heilige Jahr ist traditionell mit einem vollständigen Ablass verbunden. Entgegen einem landläufigen Missverständnis ist damit nicht die Lossprechung von Sünden gemeint. Wer einen Ablass bekommen will, muss seine Sünden vorher bereits einem Priester gebeichtet haben. Ein Ablass tilgt nur die sogenannten zeitlichen Strafen für die Sünden. Hierbei geht es, vereinfacht gesagt, um eine Wiedergutmachung der Sünden im zwischenmenschlichen Bereich.
Früher waren diese zeitlichen Strafen vor allem Bußübungen. Heute steht der Verhaltenswandel des Sünders im Mittelpunkt. Der Ablass ist eine Art kirchlicher «Zuschuss» dazu. Um im Heiligen Jahr einen Ablass zu erhalten, ist neben der Beichte unter anderem eine Reise nach Rom, ins Heilige Land oder der Besuch einer eigens dafür benannten Kirche erforderlich. Dort müssen die Gläubigen an einer Messe oder einem Gebet teilnehmen.
Quelle: Kathpress