Vier Pilgerwege führen im Heiligen Jahr nach St. Peter
Die Diözese Rom und die Stadtverwaltung setzen für das in einer Woche beginnende Heilige Jahr der Barmherzigkeit auf die alte Tugend des Pilgerns. Vier alte Pilgerwege führen durch das Zentrum der Stadt, vorbei an religiösen Zentren und Treffpunkten, mit dem Ziel des Petersdoms. Wer zum "Iubilaeum Misericordia" ab 8. Dezember (bis 20. November 2016) nach Rom kommt, muss entweder gut zu Fuß sein oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Denn eine Anfahrt im Reisebus zur Lateranbasilika, nach Santa Maria Maggiore oder zum Petersdom ist nicht möglich.
Der Besuch der vier Papstbasiliken - neben den genannten kommt noch St. Paul vor den Mauern dazu - gehört zu den festen Programmpunkten eines jeden Jubiläumsjahres. In jeder Basilika befindet sich eine Heilige Pforte, wovon zumindest eine im Lauf des Pilgerwegs durchschritten werden sollte. Die Heilige Pforte ist zentraler Bestandteil der Heiligen Jahre in Rom. Ein bestimmter Eingang in jeder der vier Patriarchal-Basiliken - im Petersdom ist es das rechte der fünf Portale - ist nur für die Zeit der Heiligen Jahre geöffnet. Die feierliche Öffnung und Schließung durch den Papst markieren Beginn und Abschluss eines Jubeljahres.
Die Heilige Pforte im Petersdom wurde erstmals 1500 nach feierlichem Zeremoniell von Papst Alexander VI. geöffnet. Sie soll den Übergang von der Schuld zur Gnade symbolisieren, den der Pilger mit dem Besuch der großen Kirchen zum Heiligen Jahr vollzieht. Der Brauch erinnert an die frühchristliche Praxis, wonach Neu-Christen die Kirchenschwelle erst nach Erfüllung der Aufnahmebedingungen, und schwere Sünder sie erst nach Sühne ihrer Schuld überschreiten durften.
Anlässlich des Barmherzigkeits-Jubiläums will der Papst diesmal nacheinander alle vier Heiligen Pforten in Rom öffnen. Früher behielt er sich nur den Petersdom vor und entsandte nach Maria Maggiore, Lateran und Paul vor den Mauern Kardinäle. Im Petersdom ist die Heilige Pforte, ein Bronzeportal von 1949, mit einer Mauer verschlossen. Diese wurde bereits abgetragen, so dass der Papst in der Weihnachtsnacht zur offiziellen Eröffnung des Heiligen Jahres nur die beiden Türflügel aufzustoßen braucht.
Papstweg, Pilgerweg und Marienweg
Die vier Pilgerwege haben teilweise gemeinsame Strecken. Der "Cammino papale" (Papstweg) folgt - in zwei Varianten - dem Weg, den früher die Päpste nach ihrer Wahl auf dem Weg von ihrem Sitz im Lateran zum Petersdom zurücklegten. Seit dem 16. Jahrhundert gehörte die Route zu den Pilgerwegen der Heiligen Jahre: Sie führt zum Kolosseum, wo nach der Tradition Christen den Märtyrertod erlitten, vorbei am Mamertinischen Kerker - wo nach der Legende Petrus gefangen gehalten wurde -, dann Richtung Pantheon und zur Engelsbrücke über den Tiber. Das letzte Stück führt entweder über die Antiquitätenstraße Via Coronari oder über die Via Banchi.
Der "Cammino del pellegrino" (Pilgerweg) beginnt ebenfalls am Lateran. Er wendet sich bald hinter dem Mamertinischen Kerker der Via Giulia zu, die nahe am Tiber entlang läuft. Der "Cammino Mariano" (Marienweg) schließlich beginnt bei Santa Maria Maggiore. Er stößt kurz hinter dem Kolosseum auf die genannten Wege. Alle drei Wege kommen bei der Engelsburg zusammen.
Die Pilgerwege wurden fußgängergerecht ausgebaut. Die Gehsteige sind verbreitert, Zebrastreifen erneuert, Hindernisse für Rollstuhlfahrer beseitigt und teilweise auch Spuren für Radfahrer hergerichtet. Einige Plätze entlang dieser Strecke sind für den Autoverkehr ganz gesperrt, etwa die Piazza Sant Agostino am Pantheon oder die Piazza dell'Orologio hinter der Chiesa Nuova. Ohnehin meiden die Pilgerwege die großen Straßen und Plätze, führen über Seitenwege, umgehen etwa den belebten Campo di Fiori.
Bevor die Wege am Tiberufer zusammenkommen, sind drei große Kirchen als Treff- und Sammelpunkte für Heilig-Jahr-Pilger vorgesehen: San Giovanni Battista dei Fiorentini, Santa Maria in Vallicella (auch Chiesa Nuova) und San Salvatore in Lauro. Diese Kirchen bieten täglich eine spirituelle Einstimmung, es besteht Beichtmöglichkeit in verschiedenen Sprachen und durchgängig die Gelegenheit zu eucharistischen Anbetungen.
Das letzte Stück über die mit Figuren mit Instrumenten des Leidens Christi gestaltete Brücke geht es über die Via della Conciliazione zum Petersdom. Die breite Zugangsstraße zum Vatikan soll zum größten Teil zur Fußgängerzone werden. Die rechte Spur wird ausschließlich Pilgern vorbehalten, die durch die Heilige Pforte in den Petersdom einziehen möchten.
Auch Stadtrand-Kirchen eingeschlossen
In die Pilgerwege ist auch die weiter außerhalb liegende Basilika Sankt Paul vor den Mauern einbezogen worden. Aber auch die von Norden in die Stadt hineinführende Via Trionfale ist für Pilger erschlossen. Denn sie ist das letzte Teilstück der Via Francigena. Und auf ihr pilgerten bereits seit Ende des ersten Jahrtausend - also 300 Jahre vor dem ersten Heiligen Jahr - Pilger von Canterbury aus über die Alpen bis nach Rom und zum Petrusgrab.
Für das Heilige Jahr wichtig sind aber auch jene drei Kirchen, die auf alte Pilgertraditionen verweisen können: San Lorenzo fuori le Mura, Santa Croce in Gerusalemme und San Sebastiano fuori le Mura. Sie bilden mit den Basiliken die "Sieben Kirchen Roms". Zu Jubiläumskirchen, in denen im Heiligen Jahr der Ablass erbeten werden kann, wurden auch Divino Amore und Santo Spirito in Sassia bestimmt; letztere ist sogar der "Göttlichen Barmherzigkeit" geweiht.
Fixpunkt für Pilger ist das tägliche Rosenkranzgebet. Um 18 Uhr an jedem Abend während des Heiligen Jahres wird etwa vor der Statue des Apostels Petrus auf dem Petersplatz diese Andacht verrichtet. Organisiert wird sie von Pfarren, Schulen und Bruderschaften. (Weitere Informationen: www.pilgerzentrum.net)
Quelle: kathpress