Kirche startet am 8. Dezember ins "Jahr der Barmherzigkeit"
Genau zum 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils eröffnet Papst Franziskus am 8. November ein Jubiläumsjahr für die katholische Kirche: Das außerordentliche Heilige Jahr soll die Menschen zu Umkehr und Hinwendung zu Gott aufrufen und den Blick auf Bedürftige und Notleidende richten. Deutlich machen soll es zudem, dass Barmherzigkeit ein zentraler Glaubensinhalt der Kirche und des kirchlichen Lebens ist.
Heilige Jahre sind in der Geschichte immer mit einer Pilgerfahrt verbunden gewesen hin zu den "Heiligen Pforten" im Vatikan und im Rom. Diesmal sollen zudem in allen Diözesen - auch in Österreich - in Kathedralen und dafür bestimmten Wallfahrtsorten "Heilige Pforten" geöffnet werden. Das Durchschreiten dieser Kircheneingänge gilt als eine Frömmigkeitsübung, um Gottes Barmherzigkeit zu erfahren; in Verbindung mit Beichte, Kommunion und Gebeten wird den Gläubigen ein "Jubiläumsablass" zugesprochen.
Besonderes Anliegen des Papstes ist es, durch diese Initiative den Stellenwert von Vergebung und Versöhnung zu heben. Innerkirchlich wird dazu außer den Ablässen auch die Beichte verstärkt angeboten, speziell in der vorösterlichen Fastenzeit, in der der Papst in den Diözesen Priester als "Missionare der Barmherzigkeit" mit besonderen Vollmachten entsenden will. Angesichts gegenwärtiger Kriege, Flüchtlingsströme und Terroranschläge soll das Heilige Jahr zudem auch die Deeskalation von Konflikten im Großen wie auch im zwischenmenschlichen Bereich unterstützen.
Eng verbunden mit dem Gedanken der Barmherzigkeit ist die Hinwendung zu Notleidenden, Einsamen und Randstehenden. Deutliche Zeichen setzt Papst Franziskus dabei mit seinem Zugehen auf Gefangene, für die am 6. November eine eigene Jubiläumsfeier im Petersdom vorgesehen ist: Auch Gefängnistüren werden im Ankündigungsbrief des Papstes als "Heilige Pforten" bezeichnet, ebenso wie alte, kranke und einsame Menschen auch zuhause zum Ablass Zugang bekommen sollen. Den Gläubigen legt der Papst barmherziges Handeln ans Herz - wichtig sei es vor allem, die Gleichgültigkeit gegenüber der Not anderer zu überwinden.
Zumal die Barmherzigkeit auch in anderen Religionen ein zentrales Thema ist, soll der Religionsdialog in diesem Jahr verstärkt werden. Auch im Judentum und Islam ist die Barmherzigkeit wesentliches Charaktermerkmal Gottes. Mit Vertretern anderer christlicher Konfessionen findet indes am 25. Jänner 2016 in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern ein ökumenisches Treffen statt.
Der weltkirchliche Höhepunkt des Jahres trägt ebenfalls den starken Stempel der Barmherzigkeit: Der Weltjugendtag findet im Juli 2016 in Krakau statt - dem Ort, an dem nicht nur Papst Johannes Paul II, sondern auch die von ihm heiliggesprochene Mystikerin Faustyna Kowalska (1905-1938) gelebt hat. Deren Visionen, die einst auf dem Kirchenindex standen, trugen entscheidend zur Aufwertung der Barmherzigkeit in der katholischen Lehre bei. "Barmherzigkeit" sei dabei keine Schwäche, sondern vielmehr Zeichen der "Allmacht Gottes", und Gerechtigkeit kein Gegensatz, sondern nur der erste Schritt zu ihr, erklärt Franziskus in seinem Ankündigungsschreiben.
Quelle: kathpress