Künstlerische Akzente zum "Heiligen Jahr"
Auch Textilien, Liederbücher und eine Wachhütte wurden zu Durchgangstoren der Barmherzigkeit
Wien, 15.12.2015 (KAP) Papst Franziskus hat mit dem Auftrag, im Rahmen des "Jahres der Barmherzigkeit" in jeder Diözese mindestens eine "Pforte der Barmherzigkeit" zu errichten, Neuland betreten. Die Pforte ist das wichtigste äußere Zeichen des Jahres, "das als besondere Einladung zur Umkehr große Wertschätzung verdient", heißt es auf der offiziellen Seite zum "Jahr der Barmherzigkeit" des Vatikans. Viele der zahlreichen Barmherzigkeits-Tore Österreichs zeigen künstlerische Handschrift - um den oft sperrigen Begriff, für den sie stehen, über den Verstand hinaus mit den Sinnen greifbar zu machen.
Eine unbearbeitete Eisenplatte bildet die "Pforte der Barmherzigkeit" vor dem Nordportal des Klagenfurter Doms, aufgestellt drei Meter vor dem dort befindlichen ehemaligen Haupteingang der Kathedrale. Der Durchgang wird ermöglicht durch einen Ausschnitt in Form einer menschlichen Gestalt mit ausgebreiteten Händen. "In dieser Haltung pflegen Menschen auf jemanden zuzugehen, den sie herzlich umarmen möchten", erklärt der Kärntner Künstler Werner Hofmeister dazu.
Bewußt gewählt wurde die Entfernung zwischen Pforte und Domportal. Hofmeister: "Wer die gewährte Barmherzigkeit noch nicht annehmen kann oder selbst noch nicht die Kraft hat, diesen Auftrag anzunehmen, der kann seitlich vorbeigehen." Die Durchgangslichte von nur 80 Zentimetern soll darauf hinweisen, "dass nur der einfache Mensch in seiner schlichten Wahrheit die Pforte durchschreiten kann, aber nicht sein ganzer Besitzstand".
Eine besondere Bewandtnis hat schließlich der in die Platte eingestanzte Spruch. Das aus der Schlussdoxologie des Hochgebets entnommene "Durch ihn, mit ihm, in ihm" entziffert derjenige, der die Pforte betritt - als Hinweis darauf, dass die ersehnte Barmherzigkeit "letztlich nur von Christus her erfüllt werden kann", so die Erklärung dazu. Wer aus der Kirche durch dieselbe Pforte heraustritt, liest jedoch die Botschaft "Durch dich, mit dir, in dir". Hofmeister beschreibt den Gang aus dem Sakralraum heraus in den Alltag als Schritt in die Verantwortung, denn: "Durch das Handeln von Christen wird die Liebe Gottes erlebbar."
Liederbücher und Kasernen-Wachhütte
Der Recycling-Gedanke begleitete den Künstler Sepp Pfeiffer mit seiner Arbeitsgemeinschaft "KunstVomRad" bei der Gestaltung der Heiligen Pforte im Linzer Mariendom: 70 alte "Gotteslob"-Liederbücher wurden dafür in Scheiben geschnitten und in einen Ahornholz-Rahmen geschlichtet, der nun direkt nach dem Haupteingang aufgestellt ist. Der Meggenhofner Künstler fertigte die Pforte mit der pro mente Tischlerei Creativholz Hohenzell, wo Bücher und Holzelemente innerhalb eines Monats zu dem mannshohen Torbogen zusammengebaut wurden. In Linz stehen auch in den Kirchen Maria Schmolln, Maria Puchheim, Maria Trost bei Rohrbach und Adlwang "Pforten der Barmherzigkeit".
Schon beim ersten Blick verweist hingegen die Heilige Pforte der Militärdiözese auf die Soldatenwelt: Im Eingangsbereich der Wiener Neustädter St. Georgs-Kathredale steht eine rot-weiß gestrichene Wachhütte mit Schranken. Das Durchschreiten verdeutlicht den Eintritt in den besonderen Raum der Kirche, vergleichbar mit dem Übertritt in die militärische Welt an den Wachhäusern vor den Kasernen, erklärte Militärbischof Werner Freistetter dazu. Erbaut wurde die Wachhütte samt Schranken von Baupionieren aus dem Burgenland, die Idee kam von Soldaten selber. "Wir haben unter ihnen nachgefragt, welche Art der Pforte für sie am eindrücklichsten ist. Eine große Mehrheit hat sich für den Wachschranken, der vor jeder Kaserne steht, ausgesprochen", so der Bischof.
Barmherzig wie Sankt Martin
Auf den Landes- und Diözesanpatron Martin von Tours, dessen 1.700. Geburtstag mit dem Heiligen Jahr zusammenfällt, verweisen die fünf "Portale der Barmherzigkeit" des Burgenlandes, darunter jenes im Eisenstädter Martinsdom. Sie bestehen jeweils aus roten Holzplatten, die in derartiger Weise schräg gegenüber gestellt wurden, dass man beim Passieren sich "um seine eigene Achse drehen, seinen Blickwinkel ändern und seinen Horizont erweitern" muss, wie dies der Künstler Heinz Ebner erläuterte. Das Zentrum bildet ein knallgelbes Kreuz mit der Inschrift "Barmherzig wie...". Gestalt und Proportionen sollen an das Schwert erinnern, mit dem Martinus seinen roten Offiziersmantel durchschnitt, um diesen mit einem Bettler zu teilen.
Ähnlich wie im Vatikan die nur alle 25 Jahre geöffnete Heilige Pforte stets per Mauerdurchbruch in Betrieb geht - dazwischen wird sie zugemauert - gab es auch im salzburgerischen St. Veit im Pongau eine ganz faktische Öffnung: Erzbischof Franz Lackner und Dechant Alois Dürlinger waren mit Steinschlägel und Muskeleinsatz am Werk, um einen neuen Eingang auf der Südseite des Kirchenportals zu öffnen, der vor rund 350 Jahren komplett mit Steinen zugemauert und erst kürzlich bei einer Fassadenrenovierung wiederentdeckt worden war. Nachdem dem erst kürzlich erfolgtem grünen Licht für die Öffnung seitens des Bundesdenkmalamtes hatten als Vorarbeit für den Erzbischof zwei Maurer aus Syrien und Irak das Gros der knapp 20 Zentimeter dicken Mauer freigelegt.
Innehalter und Stimmungsheber
Eine unbearbeitete Eisenplatte bildet die "Pforte der Barmherzigkeit" vor dem Nordportal des Klagenfurter Doms, aufgestellt drei Meter vor dem dort befindlichen ehemaligen Haupteingang der Kathedrale. Der Durchgang wird ermöglicht durch einen Ausschnitt in Form einer menschlichen Gestalt mit ausgebreiteten Händen. "In dieser Haltung pflegen Menschen auf jemanden zuzugehen, den sie herzlich umarmen möchten", erklärt der Kärntner Künstler Werner Hofmeister dazu.
Bewußt gewählt wurde die Entfernung zwischen Pforte und Domportal. Hofmeister: "Wer die gewährte Barmherzigkeit noch nicht annehmen kann oder selbst noch nicht die Kraft hat, diesen Auftrag anzunehmen, der kann seitlich vorbeigehen." Die Durchgangslichte von nur 80 Zentimetern soll darauf hinweisen, "dass nur der einfache Mensch in seiner schlichten Wahrheit die Pforte durchschreiten kann, aber nicht sein ganzer Besitzstand".
Eine besondere Bewandtnis hat schließlich der in die Platte eingestanzte Spruch. Das aus der Schlussdoxologie des Hochgebets entnommene "Durch ihn, mit ihm, in ihm" entziffert derjenige, der die Pforte betritt - als Hinweis darauf, dass die ersehnte Barmherzigkeit "letztlich nur von Christus her erfüllt werden kann", so die Erklärung dazu. Wer aus der Kirche durch dieselbe Pforte heraustritt, liest jedoch die Botschaft "Durch dich, mit dir, in dir". Hofmeister beschreibt den Gang aus dem Sakralraum heraus in den Alltag als Schritt in die Verantwortung, denn: "Durch das Handeln von Christen wird die Liebe Gottes erlebbar."
Liederbücher und Kasernen-Wachhütte
Der Recycling-Gedanke begleitete den Künstler Sepp Pfeiffer mit seiner Arbeitsgemeinschaft "KunstVomRad" bei der Gestaltung der Heiligen Pforte im Linzer Mariendom: 70 alte "Gotteslob"-Liederbücher wurden dafür in Scheiben geschnitten und in einen Ahornholz-Rahmen geschlichtet, der nun direkt nach dem Haupteingang aufgestellt ist. Der Meggenhofner Künstler fertigte die Pforte mit der pro mente Tischlerei Creativholz Hohenzell, wo Bücher und Holzelemente innerhalb eines Monats zu dem mannshohen Torbogen zusammengebaut wurden. In Linz stehen auch in den Kirchen Maria Schmolln, Maria Puchheim, Maria Trost bei Rohrbach und Adlwang "Pforten der Barmherzigkeit".
Schon beim ersten Blick verweist hingegen die Heilige Pforte der Militärdiözese auf die Soldatenwelt: Im Eingangsbereich der Wiener Neustädter St. Georgs-Kathredale steht eine rot-weiß gestrichene Wachhütte mit Schranken. Das Durchschreiten verdeutlicht den Eintritt in den besonderen Raum der Kirche, vergleichbar mit dem Übertritt in die militärische Welt an den Wachhäusern vor den Kasernen, erklärte Militärbischof Werner Freistetter dazu. Erbaut wurde die Wachhütte samt Schranken von Baupionieren aus dem Burgenland, die Idee kam von Soldaten selber. "Wir haben unter ihnen nachgefragt, welche Art der Pforte für sie am eindrücklichsten ist. Eine große Mehrheit hat sich für den Wachschranken, der vor jeder Kaserne steht, ausgesprochen", so der Bischof.
Barmherzig wie Sankt Martin
Auf den Landes- und Diözesanpatron Martin von Tours, dessen 1.700. Geburtstag mit dem Heiligen Jahr zusammenfällt, verweisen die fünf "Portale der Barmherzigkeit" des Burgenlandes, darunter jenes im Eisenstädter Martinsdom. Sie bestehen jeweils aus roten Holzplatten, die in derartiger Weise schräg gegenüber gestellt wurden, dass man beim Passieren sich "um seine eigene Achse drehen, seinen Blickwinkel ändern und seinen Horizont erweitern" muss, wie dies der Künstler Heinz Ebner erläuterte. Das Zentrum bildet ein knallgelbes Kreuz mit der Inschrift "Barmherzig wie...". Gestalt und Proportionen sollen an das Schwert erinnern, mit dem Martinus seinen roten Offiziersmantel durchschnitt, um diesen mit einem Bettler zu teilen.
Ähnlich wie im Vatikan die nur alle 25 Jahre geöffnete Heilige Pforte stets per Mauerdurchbruch in Betrieb geht - dazwischen wird sie zugemauert - gab es auch im salzburgerischen St. Veit im Pongau eine ganz faktische Öffnung: Erzbischof Franz Lackner und Dechant Alois Dürlinger waren mit Steinschlägel und Muskeleinsatz am Werk, um einen neuen Eingang auf der Südseite des Kirchenportals zu öffnen, der vor rund 350 Jahren komplett mit Steinen zugemauert und erst kürzlich bei einer Fassadenrenovierung wiederentdeckt worden war. Nachdem dem erst kürzlich erfolgtem grünen Licht für die Öffnung seitens des Bundesdenkmalamtes hatten als Vorarbeit für den Erzbischof zwei Maurer aus Syrien und Irak das Gros der knapp 20 Zentimeter dicken Mauer freigelegt.
Innehalter und Stimmungsheber
Aus Stoff ist die St. Pöltner Pforte, die im Mittelgang der Domkirche von der Decke hängt. Das textile Tryptichon des tschechischen Malers Karel Rechlik stellt zwei Schwingen dar, die zwei mit einander verbundene Hände symbolisieren. Der von der Vorhalle kommende Besucher nimmt zuerst die dunklere Seite der drei nahezu schwarz-weißen Tücher wahr. Die Pforte soll "zum Innehalten, zur Kontemplation und zum Bewusstwerden anregen", erklärte Rechlik.
Vom Kirchenschiff her ist dagegen die hellere, zum Presbyterium und Altar hin orientierte Seite der Tücher sichtbar, auf der sich in goldgelben Farben Details und die darin vom Künstler intendierten Andeutungen entfalten, mit "leichter, festlicher und lichtdurchdrungener" Wirkung. Der Besucher, der die Pforte beim Hinausgehen zum zweiten Mal durchschreitet, soll die Kirche "in gehobener Stimmung" verlassen, hieß es seitens der Diözese.
Im Wiener Stephansdom dient der Haupteingang der Kathedrale, das Riesentor, als Heilige Pforte. Das Tor, das jährlich von 5,6 Millionen Besuchern durchschritten wird, wurde mit spezieller Beleuchtung illuminiert und ein Slogan "Heilige Pforte im Jahr der Barmherzigkeit" in Leuchtschrift eingerichtet.
Vom Kirchenschiff her ist dagegen die hellere, zum Presbyterium und Altar hin orientierte Seite der Tücher sichtbar, auf der sich in goldgelben Farben Details und die darin vom Künstler intendierten Andeutungen entfalten, mit "leichter, festlicher und lichtdurchdrungener" Wirkung. Der Besucher, der die Pforte beim Hinausgehen zum zweiten Mal durchschreitet, soll die Kirche "in gehobener Stimmung" verlassen, hieß es seitens der Diözese.
Im Wiener Stephansdom dient der Haupteingang der Kathedrale, das Riesentor, als Heilige Pforte. Das Tor, das jährlich von 5,6 Millionen Besuchern durchschritten wird, wurde mit spezieller Beleuchtung illuminiert und ein Slogan "Heilige Pforte im Jahr der Barmherzigkeit" in Leuchtschrift eingerichtet.